Urfter macht Zufallsfund während eines Spaziergangs – Vorkommen seit Hunderten Jahren bekannt

Wertvolles Goldnugget im Fluss entdeckt

VON HANNA BENDER • 1. April 2019 • Kölner Stadtanzeiger

Kall-Urft. Eifelgold – bei diesem Begriff hat man sie direkt vor Augen: Weitläufige Wiesen mit blühendem Löwenzahn und vor allem die Ginsterbüsche. Auch die bekannten und im Frühjahr als Ausflugsziel so beliebten Narzissenfelder im Olef-, Perlbach- oder Furtbachtal kommen einem in den Sinn.

An den Rohstoff Gold, das wertvolle Edelmetall, denkt wohl kaum jemand. Umso größer war die Überraschung von Bodo Ziemainz über das, was er im Flussbett der Urft entdeckte. Beim Spaziergang mit seiner Mopsdame Malou sei ihm nahe des Ufers ein ungewöhnlich gefärbter Stein zwischen Wasserpflanzen und Kies aufgefallen, erinnert er sich. Was der Urfter da gefunden hatte, ist für die Eifel eigentlich eine kleine Sensation.


7,86 Gramm bringt Bodo Ziemainz’ Nugget auf die Waage. (Hanna Bender)

„Ich dachte zuerst, ich hätte mich verguckt. Aber wie sich herausstellte, war das wirklich ein Goldnugget“, erzählt der 63-Jährige. Nachdem er das goldene Klümpchen aus dem Wasser gefischt hatte, ließ er den Fund fachmännisch auf seine Echtheit überprüfen. Das Ergebnis: Mit 7,86 Gramm, die die Entdeckung auf die Waage bringt, hat Ziemainz tatsächlich einen Glücksgriff getan. Sein kleiner Goldklumpen rangiert von Größe und Gewicht nur knapp hinter dem Nugget, das ein Rentner vor etwa 15 Jahren in Thüringen – ebenfalls per Zufall – in einem Bachlauf erspähte.

Auf rund 350 Euro wurde der Wert des knapp zehn Gramm schweren Bröckchens des Thüringers damals geschätzt. Kann Ziemainz’ Eifeler Goldklumpen da mithalten? „Es ist eine eiserne Reserve“, sagt Ziemainz und lacht. Mehr wolle er zum Wert nicht verraten. Denn veräußern wolle er das Nugget und die ganz kleinen Klümpchen sowieso nicht. Weitere Entdeckungen seien seit dem ersten Fund ausgeblieben, berichtet der Urfter. Großen Reichtum verspricht er sich ohnehin nicht: „Reich wird man davon nicht. Da müsste man schon industriell fördern.“ Seit der Entdeckung unweit seines Hauses in Urft vor einigen Monaten hat sich der 63-Jährige intensiv mit dem Thema des Goldschürfens in der Eifel beschäftigt und dabei eine erstaunliche Erkenntnis gewonnen.

Denn so abwegig, wie seine Entdeckung auf den ersten Blick erschienen möge, sei der Fund des Edelmetalls in dem Eifeler Fluss gar nicht, fand der gebürtige Kölner bei seinen Recherchen heraus. Die große Eifel-Region, die gemeinhin als arm und wenig ertragreich in puncto Bodenschätze gilt, erlebte vor etwas mehr als 100 Jahren bereits einmal einen kleinen Goldrausch. Das Wissen um das legendäre, gelbe Metall reicht bis in die Epoche der keltischen Besiedlung zurück.

Altertumsforscher wunderten sich über die hohe Siedlungsdichte in der vermeintlich kargen Region während dieser Zeit. Auch fand man bei Untersuchungen zahlreiche, künstlich angeschüttete Hügel und Hügelreihen. Heute sind sich die Experten sicher, dass es sich dabei um alte Goldwaschhalden handelt. Diese Erkenntnis hatte bereits 1876 der Bergverwalter J. Jung, der als geologischer Sachverständiger beim Bau der Eisenbahnstrecke zwischen Aachen und St. Vith tätig war. 1895 begann der findige Sachverständige damit, die Eifeler Bäche auf Gold zu verwaschen. Mit Erfolg: Proben, die 1910 unter der Führung von Jungs Sohn aus einer Tiefe von 1,80 Metern genommen wurden, ergaben beachtliche Goldgehalte von bis zu 16 Gramm pro Tonne Waschgold. Mit dem Ausbrechen des Ersten Weltkriegs 1914 geriet das Wissen um das Eifelgold jedoch in Vergessenheit.

Das soll sich nun ändern, wenn es nach dem Wunsch von Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser geht. Wie der Verwaltungschef auf Nachfrage mitteilte, wisse man bereits seit einiger Zeit von den wertvollen Bodenschätzen, die sich auch im Kaller Gemeindegebiet finden. „Wir haben tatsächlich eine Anfrage von einem Unternehmen, dass das Gold industriell fördern möchte“, so Esser. Zwar könne über eine derartige Ansiedlung tatsächlich einiges an Geld in die Gemeindekasse gespült werden, erklärt er. Da man vonseiten der Verwaltung aber Bedenken im Bezug auf mögliche Umweltschäden durch eine groß angelegte Förderung habe, wolle man das Gold-Vorkommen doch lieber auf anderem Wege für sich nutzen.

Gewerbesteuer könnte die Kommune nämlich durch diverse Ansiedlungen von Unternehmen für sich gewinnen. Esser: „Uns schwebt daher eher die touristische Nutzung vor. Motto-Hotels und Goldwasch-Aktionen für Kinder und Erwachsene wären dabei denkbar.“ Einen möglichen Namen für die attraktive Vermarktung habe man in Gedanken ebenfalls schon einmal durchgespielt. „Gold-Town Kall“, so der Verwaltungschef, könne er sich als eine klangvolle Bezeichnung durchaus vorstellen.

Die Befürchtung, dass die „goldene Stadt“ künftig ein beliebtes Ziel dunkler Gestalten werden könnte, habe man jedoch auch im Hinterkopf. Angst vor einem echten Goldrausch mit seinen negativen Begleiterscheinungen habe man indes nicht, betont der Bürgermeister. Je nachdem, wie groß das Besucheraufkommen künftig sei, müsse man sich allerdings an die Deutsche Bahn wenden, um einen möglichen Ausbau des Urfter Bahnhofs anzustreben, um den etwaigen Besucherströmen gerecht zu werden.


Goldsucher in der Urft: Ein Nugget hat Bodo Ziemann dort gefunden, weitere Entdeckungen blieben seither aus. (Hanna Bender)


Gold

Naturgold, wie es in der Urft zu finden ist, hat einen relativ hohen Goldanteil. Der liegt meist zwischen 85 und 99 Prozent. Zum Vergleich: Ein hochwertiger 750er-Goldschmuck besteht zu 75 Prozent aus Gold.

Weltweit wurde bislang an rund 20 000 Orten Gold gefunden. Nur selten sind es Vorkommen mit mehr als einem Gramm Gold pro Tonne Erde. Die größten Goldlagerstätten befinden sich in den USA, in Australien, Russland und Südafrika.

Der Goldpreis ist in den vergangenen Wochen wieder gestiegen – vielleicht könnte sich der Verkauf eines Goldfundes lohnen. Das Gramm Feingold wird aktuell für rund 37 Euro gehandelt.

Um die Echtheit sicher zu überprüfen, ist es ratsam, einen Fachmann (Juwelier, Goldschmied oder Schmuckhändler) zu beauftragen. Der kann mittels eines Säuretests für Gewissheit sorgen. Wer vorab prüfen will, ob es sich bei dem Fund um echtes Gold handelt, kann das Nugget über eine unglasierte Keramikfläche reiben. Gold müsste einen gelblichen Streifen hinterlassen. (hab)