(1) Ja, auch wenn es mancher nicht wahr haben will,
Heino
ist zweifellos der bekannteste Eifler. Kein richtiger übrigens, wie viele in dieser Liste, aber zumindest ein zugezogener. Angeblich kennen über 90% der Deutschen den platinblonden Barden mit der schwarzen Sonnenbrille als Markenzeichen, der 1938 unter dem Namen
Heinz Georg Kramm
in Düsseldorf geboren wurde. Der Vater war Zahnarzt mit Praxis in Köln, der Großvater Organist am Kölner Dom.
Seit 1996 wurden in Heino´s Bad Münstereifeler Rathauscafé Busladungen meist weiblicher Volksmusikfans mit Haselnusstorte und anderen Kalorienbomben versorgt. Das hat der Mann schließlich auch gelernt, der ab August 1952 eine Handwerkslehre zum Bäcker und Konditor absolvierte und mit dem Gesellenbrief abschloss. Nachdem Investoren 2012 das Rathauscafé aufkauften und umbauten - mit dem Ziel, aus der Kurstadt ein "City Outlet" zu machen - gibt es im Historischen Kurhaus ein fremdbetriebenes Café unter seinem Namen.
Ob aus Frust oder als Zeichen unerwarteter Wandlungsfähigkeit veröffentliche Heino Anfang 2013 ein Album mit Pop-, Hip-Hop- und Rocklieder, das auf Platz 1 der deutschen Charts stürmte. Kurz darauf trat er als Überraschungsgast beim Heavy-Metal-Festival "Wacken" auf. Heinos Bereitschaft, sich von anderen veralbern zu lassen, war zu Beginn seiner Karriere nicht besonders stark ausgeprägt: Das gilt sowohl gegenüber Otto Waalkes, der ihn in seinem ersten Film parodierte, als auch für die "Toten Hosen", gegen die er 1985 erfolgreich eine Unterlassungsklage durchsetzte. Einer bekannten amerikanischen Kreditkartengesellschaft stellte er sich dagegen als "Troubadix" in ganzseitigen Anzeigen zur Verfügung - offenbar hat die Kasse gestimmt.
(2) Als "Schurke vom Dienst" erfolgreich und auch noch beliebt zu werden - das hat kaum jemand so gut geschafft wie
Mario Adorf
. Danach sah es zunächst gar nicht aus: Adorf, geboren 1930 und aufgewachsen in Mayen/Osteifel, war schon einige Jahre als Filmschauspieler im Geschäft, als er 1961 im Film "Winnetou 1. Teil" die Rolle des Schurken Santer übernahm, der Winnetous Schwester Nscho-tschi erschoss. Er wurde durch diese Untat zu Deutschlands meist-gehasstem Darsteller und entkam einem regelrechten "shit storm" nur durch den Umstand, dass es noch mehr als drei Jahrzehnte kein Internet geben würde. Ein paar Spaghetti-Western später hatte sich das Publikum mit Adorfs Ganoven- und Mafiosi-Rollen durchaus angefreundet - die Kritik überhäuft ihn schon seit 1958 (Bundesfilmpreis) mit Auszeichnungen.
Die Burgfestspiele in Mayen begleitet Adorf als Schirmherr; die Stadt hat sich revanchiert und ihm im Jahre 2001 die Ehrenbürgerschaft verliehen.
(3)
Jacques Berndorf
ist nicht sein richtiger Name, und echter Eifler ist der Mann auch nicht. Geboren 1936 in Duisburg als Michael Preute ließ er sich Ende 1983 nach über 20 Jahren journalistischer Arbeit für diverse Zeitungen, Zeitschriften und Presse-Agenturen in Berndorf nahe Hillesheim (Vulkaneifel) nieder und schrieb dort sechs Jahre später unter dem Pseudonym Jacques Berndorf seinen ersten Eifel-Krimi. Inzwischen haben die Berndorf-Krimis eine Gesamtauflage von über 4,5 Millionen Exemplaren erreicht, ein Titel ist bereits vom ZDF verfilmt worden.
Erfolgreiche Autoren werden natürlich ausgezeichnet - so erhielt Berndorf 1996 den Hauptpreis beim Eifel-Literatur-Festival, 2007 den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz. Der Kreis Euskirchen zog nach und lobte 2012 den "Jacques-Berndorf-Preis für Eifelkrimis“ aus.
Sein Verlag (KBV) hat das touristische Potential von Berndorfs Geschichten erkannt und führt die Leser mit einem "Eifel Krimi-Reiseführer" an die Schauplätze.
(4)
Gustave Eiffel
- ist das nicht der Konstrukteur des gleichnamigen Turms und eher Pariser als Eifler?
Ja, das stimmt, aber die Nordeifel kann trotzdem stolz sein auf ihn und seine Familie. Sein Geburtsname (1832) lautete Alexandre Gustave Bönickhausen - den hatten seine Vorfahren aus Marmagen (nur ca. 15 km vom Wackerberg entfernt) mitgebracht, als sie Anfang des 18. Jahrhunderts nach Frankreich auswanderten. Korrekt auszusprechen ist der Nachname für Franzosen kaum, also änderte ihn die Familie mit Referenz auf ihre Herkunft in Eiffel.
Der vielseitige Ingenieur baute Viadukte, Brücken, Eisenbahnen und Bahnhöfe, und zwar nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen europäischen Ländern und sogar in Südamerika (1872-74). Für die Pariser Weltausstellung 1889 wurde unter Eiffels Leitung das Pariser Wahrzeichen errichtet, das eigentlich gleich nach der Veranstaltung wieder abgerissen werden sollte. Aber bekanntlich hält ja nichts länger als ein Provisorium...
(5) Wie Jürgen Bangert, so sein richtiger Name, auf die Idee gekommen ist, unter dem Pseudonym
Elvis Eifel
harmlose Zeitgenossen einem breiten Radiopublikum mittels Scherzanrufen der Lächerlichkeit preiszugeben, hat er noch niemandem verraten. Anders als sein berühmter Namensvetter mit den zwei "f" gibt es wohl keine familiären Verbindungen in die Eifel.
Bangert ist 1973 in Korbach an den südlichen Ausläufern des Sauerlands geboren und hat schon früh ein gewisses komödiantisches Talent entwickelt.
Im Jahre 2004 schloss er die Köln Comedy Schule ab und erhielt im gleichen Jahr den Karnevalspreis "Spitze Feder", 2005 sogar den Axel-Springer-Preis. Nach einer Zwischenstation als Comedian in der RTL Comedy Nacht ist Bangert seit 2006 Leiter der Unterhaltungsredaktion bei Radio NRW.
Vermutlich um die administrative Seite des Jobs ein wenig auszugleichen, kann Bangert mit Telefonscherzen seine kreative Ader ausleben und kennt nach eigenen Worten inzwischen über 800 Menschen, die nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen.
(6) So einem wie
Werner Peiner
hätte man unter anderen (Zeit-)Umständen in Kronenburg ein Denkmal gesetzt. 1897 in Düsseldorf geboren und an der dortigen Kunstakademie ausgebildet, kam er zum Malen in den zwanziger Jahren in den pittoresken Eifelort Kronenburg und fing 1931 an, mehrere Häuser im historischen Ortskern zu einem Atelier umzubauen. Allerdings hatte Peiner nicht nur Talent, sondern auch die falschen Bewunderer, u.a. den ehemaligen Postkartenmaler Adolph Hitler, der ihn in die "Gottbegnadeten-Liste" mit den 12 wichtigsten bildenden Künstlern aufnahm. Peiner leitete von 1936 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges die "Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei" in Kronenburg; zu seinen Schülern gehörten die bekannten Eifelmaler Rolf Dettmann, Willi Sitte und Willi Wewer.
In der Nachkriegszeit werden seine Werke eher selten öffentlich ausgestellt und mobilisieren - falls das doch einmal geschieht - die Vertreter der "political correctness" wie z.B. 2012 bei der Werkschau des KunstForums Eifel in Gemünd.
(7) Eine Handvoll Burgen in der Eifel sind noch im Familienbesitz, wie z.B. Burg Kreuzberg bei Altenahr.
Philipp Freiherr von Boeselager
ist aber nicht als Burgherr bekannt geworden, sondern als einer der letzten überlebenden Hitler-Attentäter.
Geboren wurde er 1917 auf Burg Heimerzheim in der Voreifel. Zu seinen Verwandten zählte der Diplomat und Gegner des Nationalsozialismus, Wilhelm Freiherr von Ketteler, sowie sein Großonkel Clemens August Graf von Galen. Zusammen mit seinem Bruder Georg gehörte Boeselager zu den Verschwörern des Attentats vom 20. Juli 1944. Er überlebte, weil alle Mitverschwörer – selbst unter der Folter – über seine Beteiligung schwiegen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte er sich für die Weiterentwicklung der deutschen Forstwirtschaft, u.a. als Vorsitzender der Waldbesitzerverbände, und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des WWF Deutschland. Boeselager starb 2008 auf Burg Kreuzberg.
(8) Ein Kaller hat es sogar bis zum (Wirtschafts-)Minister gebracht, wenn auch nur in Sachsen:
Kajo Schommer
. Geboren 1940 als Sohn eines Molkereidirektors in Kall, wollte der spätere CDU-Politiker wohl zunächst in die väterlichen Fußstapfen treten und studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Köln und der Hochschule für Welthandel Wien. Nach seiner Promotion in Köln wechselte er 1973 zur Bundesanstalt für Milchforschung nach Kiel. Ein Jahr später zündete seine politische Karriere - zunächst als Referent im Kieler Wirtschaftsministerium, dann als Kämmerer und späterer Bürgermeister in Neumünster (Schleswig-Holstein). Nach der deutschen Wiedervereinigung holte ihn Kurt Biedenkopf 1990 als Wirtschaftsminister nach Sachsen, wo er eine Reihe internationaler Großunternehmen ansiedeln konnte und bei Infrastrukturprojekten ein glückliches Händchen bewies. Ärger bekam Schommer ab 2006 wegen eines Beratervertrags mit dem "Grünen Punkt"; heute würden seine politischen Gegner vermutlich eher seine Dissertation ausgraben und auf "GuttenPlag" zerpflücken.
(9) Bei zehn bekannten Eiflern muss mindesten eine "Quoten-Frau" dabei sein:
Andrea Nahles
, Juso-Vorsitzende (1995-1999), Generalsekretärin der SPD (2009-2013) und danach Bundesarbeitsministerin, füllt diese Rolle ganz passabel aus (und nicht nur das Dirndl, wie Rainer Brüderle an dieser Stelle bemerken würde).
Geboren wurde Nahles 1970 in Mendig in der Osteifel als Tochter eines Maurermeisters und einer Finanzangestellten, unweit des Rheins am Rand des Laacher Vulkangebiets. Als Berufswunsch gab sie in der Abiturzeitung „Hausfrau oder Bundeskanzlerin“ an.
Dass solch frühe Ambitionen durchaus ernst genommen werden müssen, zeigt eine Geschichte, die sich ungefähr zur selben Zeit abgespielt hat: Einer ihrer Vorgänger im Juso-Vorsitz, Gerhard Schröder, rüttelte damals in bierseliger Laune (und vor Zeugen) am Zaun des Bonner Kanzleramts unter den Worten "Ich will hier rein".
Bei Andrea gibt das wohl nichts mehr, hat sie doch 2019 alle politischen Ämter, auch das der SPD-Parteivorsitzenden, und ihr Bundestagsmandat niedergelegt. Tief gefallen - zumindest finanziell - ist die Eiflerin nicht: Ab August 2020 verdient sie als Präsidentin der "Bundesanstalt für Post und Telekommunikation" circa 180.000 Euro im Jahr. Als Bundeskanzlerin wären es immerhin inkl. Zulagen knapp 330.000 Euro gewesen - ein sozialer Abstieg sieht anders aus...
Im Frühjahr 2022 verschafft Bundeskanzler Scholz seiner Gefolgsfrau einen weiteren Karriereschub und lässt sie an die Spitze der Bundesagentur für Arbeit rücken.
(10) Ein Nazi-Maler, zwei Politiker - kann man eigentlich noch tiefer sinken? Ja, man kann, und zwar mit
Michael Harry K.
Im Juni 2013 verdiente sich der stark übergewichtige Brummi-Fahrer aus Kall-Frohnrath in der Presse den wenig schmeichelhaften Beinamen des "Eifel-Snipers". Seit 2008 hatte er nach eigenem Geständnis an die 800mal auf LKWs und Autotransporter geschossen - aus Frust und im laufenden Verkehr, versteht sich. Er zielte offenbar nicht auf die Fahrer, traf aber 2009 eine Autofahrerin, die einen Unfall erlitt.
Michael Harry K. bescherte der Gemeinde Kall (unerbetene) Publicity bis in die Tagesschau und die heute Nachrichten, hatten doch rund 100 Beamte über mehrere Jahre nach dem Mann gesucht, der auf den Autobahnen Angst und Schrecken verbreitete. Die Nachbarn beschreiben ihn als ruhigen und freundlichen Zeitgenossen (tun sie das nicht meistens in solchen Fällen?), der wohl Anfang der achtziger Jahre nach Frohnrath kam, nachdem er im Rahmen des innerdeutschen Gefangenenfreikaufs von der Ex-DDR in den Westen abgeschoben worden war. So bleibt als letzter Trost die Erkenntnis, dass die echten Psychopathen doch keine richtigen Eifler sind, sondern zugezogen aus dem ehemaligen "Arbeiter- und Bauern-Staat".
Nachtrag: Ende Oktober 2014 wurde der "Eifel-Sniper" vom Landgericht Würzburg zu zehneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.