Ziegen-Profil

Erzählungen und Erinnerungen von Harald Wilms, Kall

Eine Geschichte vom Bitzekönig

Pauly-Hof

Der Brand auf dem Gutshof Pauly, der durch die Kaller Feuerwehr bekämpft wurde.

Buch
Die Kaller Chronik erscheint 2014 und dokumentiert die wechselvolle Geschichte des Eifelortes auf über 600 Seiten mit 1200 Fotos.
Büth
Der Autor Hubert Büth, ehemaliger Gemeindedirektor in Dahlem, hat 13 Jahre lang Zeit und Arbeit investiert.

Ein Gläschen in Ehren

In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts ging es nicht nur in der Eifel, sondern überall noch ein wenig beschaulicher und gemütlicher zu, als dies heute der Fall ist. Es gab noch nicht jede Woche ein Fest, eine Vereinsfeier, einen Markt oder sonst einen Anlass, ein Gläschen zu trinken.
Karneval, die Maifeier und die Kaller Kirmes waren die größten Feste im Jahr. So ist es verständlich, dass man jeden anderen Anlass zum Grund nahm, die Kehle einmal richtig durchzuspülen.

Der Brand

Die Geschichte nahm ihren Lauf an einem Rosenmontag in den 1950er Jahren. Aus einem nicht näher bekannten Grund war in der Scheune über dem Stall am Gutshof Pauly in Heistert ein Brand ausgebrochen.
Die Kaller Feuerwehr war in wenigen Minuten an der Brandstelle und bemühte sich zunächst, das Vieh aus dem Stall zu befreien und auf die daneben liegende Weide zu treiben. Das in der Scheune lagernde Heu und Stroh musste aus dem Gebäude geschafft werden, um es abzulöschen. Auch musste der angekokelte Dachstuhl gelöscht werden.
Den ganzen Tag hatte der Einsatz gedauert, und so lag es ziemlich nahe, dass man nach dem Spritzen mit dem Löschwasser, auch die Kehle der Feuerwehrtruppe kurz durchspülen musste.

Feierabend

Nachdem die Einsatzfahrzeuge mit den Löschgeräten im Feuerwehrgerätehaus verstaut waren, zogen die Floriansjünger den Berg der Loshardt hinauf in das Haus Hensch. Dort angekommen, versammelten sich die Feuerwehrkameraden in dem kleinen Sälchen. An der Theke stand die Kaller Jägerschaft mit ihrem Jagdpächter und dem „Bitzekönig" namens von Ameln, der hoch auf dem Wackerberg wohnte.

Ein Abstecher

Wer nun nach dem reichlich genossenen Bier von den Floriansjüngern auf die krumme Idee kam, lässt sich heute nicht mehr genau sagen.
Plötzlich waren Zülls Jupp, Büths Jupp und Zülls Severin zur Tür hinaus und fuhren mit einem Auto weg. Gemunkelt wurde auch, dass Willi und Jakob Hermanns bei der durchgeführten Aktion nicht weit weg waren.

Die Ziege in der Kneipe

Wenig später flog mit einem lauten Knall die Tür der Wirtschaft auf und reingestürmt kam laut meckernd, wild um sich tretend und mit den Hörnern stoßend von Amelns allerbeste Milchziege.
Bei der abendlichen Aktion hatten die Feuerwehrkameraden nicht wie ursprünglich vorgesehen den Ziegenbock, sondern eine Ziege aus der Herde ergriffen.
Vor lauter Aufregung trat das Tier wild um sich. Es bahnte sich eine erhebliche Verwüstung der Kneipe an.

Der Bitzekönig versteht keinen Spaß

Der Eigentümer der Ziege rastete total aus. Mit einem Knüppel in der Hand verließ er seinen Platz an der Theke und schlug auf die Feuerwehrkameraden ein.
Den Kameraden Günther Wilms und Egon Remlinger gelang mit einigen anderen Kameraden noch die Flucht durch die Tür der Gaststätte. Die Hauptübeltäter nahmen den Fluchtweg durch die schnell geöffneten Fenster der Kegelbahn.

Alles noch einmal gutgegangen

Wie man später feststellte, kam keiner von ihnen zu Schaden. Von Ameln hatte die Polizei und die Kriminalpolizei alarmiert, um Licht in den Vorgang zu bringen und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.
Herausbekommen haben sie an dem besagten Abend jedoch nichts. Durch den kriminalistischen Spürsinn der Polizei hatte man später jedoch an der Kleidung eines Feuerwehrmannes ein paar Ziegenhaare gefunden und ihn dadurch der Mittäterschaft überführt.
Durch gutes Zureden und mit der Hilfe verschiedener Leute ist die Anzeige im Sande verlaufen. Nach der Aktion der Kaller Floriansjünger hat der Herr vom Wackerberg den Namen „Bitzekönig" erhalten, der heute noch im Volksmund gebraucht wird.