14.11.2024 • Bernward Janzing, TAZ
Extrembeispiel war der 6. November gegen 18 Uhr: Die Sonne war schon untergegangen und die gesamte deutsche Windkraft lieferte gerade mal 100 Megawatt. In diesem Moment deckten Sonne und Wind nicht einmal 0,2 Prozent des Strombedarfs. Praktisch die gesamte Nachfrage musste durch steuerbare Kraftwerke gedeckt werden.
Diese sogenannte Residuallast lag laut den Energie-Charts des Fraunhofer ISE in der Spitze bei fast 66 Gigawatt. Dass die Erneuerbaren in ihrer schwächsten Stunde immerhin noch 11,6 Prozent des Bedarfs decken konnten, war Biomasse und Wasserkraft zu verdanken. Zugleich stieg der Strompreis im kurzfristigen Großhandel auf bis zu 82 Cent – ein klares Zeichen von Knappheit.
So brachte eine stabile Hochdrucklage, die Tiefs vom Atlantik abblockte und zugleich häufige Nebellagen hervorrief, Braunkohle, Erdgas und Stromimporte an die Spitze des deutschen Strommixes. Dieser setzt sich im bisherigen Monatsverlauf zu 55 Prozent aus fossilen Energien, zu 31 Prozent aus erneuerbaren und zu 14 Prozent aus Importen zusammen.
Die bestehenden Speicher helfen in solchen Dunkelflauten kaum weiter. Mit gut 16 Millionen Kilowattstunden können alle installierten Batterien das Land rechnerisch nur für eine Viertelstunde versorgen, die Pumpspeicherkraftwerke schaffen mit ihren 40 Millionen Kilowattstunden rund 40 Minuten.
Ausreichende Speicherkapazitäten für eine Dunkelflaute bieten nur Gase. Biogas trägt heute rund 30 Milliarden Kilowattstunden jährlich zum Strommix bei. Dessen Manko jedoch: Die meisten Anlagen erzeugen auch dann Strom, wenn es genug Solar- und Windstrom gibt. Eine Option für die Dunkelflaute ist die Flexibilisierung von Biogasanlagen durch Gasspeicher – dann laufen die Aggregate im Jahr nur 1.000 bis 2.000 Stunden und erzeugen in diesen Stunden umso mehr Strom. Und Wasserstoff ist ohnehin eine Speicheroption – wenn es denn irgendwann gelingt, das Gas wirtschaftlich zu erzeugen