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Drohne

1923 – 2023

100 Jahre „Waldquartier Wackerberg“

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Repräsentatives Jagdhaus, Mädchenheim, Ziegenzucht und Parteizentrale, Familien- und Ferienhaus – dieses Haus hat in den letzten hundert Jahren sehr unterschiedliche Bewohner und Nutzungen erlebt.
Abgebrannt ist es zwischendurch auch schon einmal.

Heute führt der „Eifelsteig“, der Fernwanderweg zwischen Aachen und Trier, über den Wackerberg, nur wenige hundert Meter vom Haus entfernt.
Wenige Jahre nach seiner Eröffnung wurden zwei weitere Erlebnis-Routen angelegt:
Die EifelSchleife Kaller Sagen und die EifelSpur Pingen-Wanderweg, ausgezeichnet als Qualitätswanderweg.

Tuschezeichnung
Das „Waldquartier“ macht seinem Namen alle Ehre: Es wurde Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts auf dem Wackerberg zwischen Kall, Gemünd, Olef und Schleiden von einem Düsseldorfer Stahl-Industriellen erbaut – auf 500 Meter Höhe mitten im Olefer Kirchenwald.

Eine lange Geschichte

Ein ruhiges Landleben? Von wegen – in der Eifel war immer etwas los!
Für Urzeit-Forscher, Geologen, Archäologen und Historiker ist die Region viel mehr als ein Geheimtipp:
Da sind die Burgen und Klöster des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die Siedlungen von Kelten, Römern und Germanen aus der Antike, Neandertaler und Eiszeitjäger, die u.a. in der Kakushöhle bei Mechernich-Dreimühlen ihre Spuren hinterlassen haben.

Die Dinos sind los!

Dinos in der Eifel? Na klar, die waren hier schon vor circa 220 Millionen Jahre unterwegs.
Skelettreste haben Arbeiter vor etwa 100 Jahren in einem Steinbruch in der Nähe von Hillesheim ausgegraben, der "Hauptstadt des Eifelkrimis" in der Vulkaneifel.
Die Spezies wurde nach ihrer Zuordnung "Eifelosaurus" getauft und war nur 60 cm lang - ein frühes Exemplar also.
Zur Freude der Touristen hat man 2015 in der Teufelsschlucht, nahe der Grenze zu Luxemburg, einen eigenen Urzeit-Park eröffnet.

Vulkan - ein deutscher Katastrophenfilm

2009: Ein Erdbeben erschüttert den Eifelort Lorchheim, im nahegelegenen See kommt ein Schwimmer durch eine Gasblase ums Leben, und auf der Weide fällt eine ganze Schafherde tot um.
So beginnt der RTL-Zweiteiler, mit über 9 Millionen Euro die bis dato teuerste Eigenproduktion, davon allein 1 Million für die Computeranimation.
Der Inhalt des Katastrophenfilms ist fiktiv, aber keinesfalls unrealistisch. Nach Einschätzung von Geologen ist der nächste Vulkanausbruch in der Region eigentlich nur eine Frage der Zeit, aber das können gerne auch ein paar tausend Jahre sein.

ab 58 v.Chr.: Ave, Caesar!

Mit seinen Legionen erobert Caesar ganz Gallien - nun ja, mit Ausnahme eines kleinen Dorfes - und Teile Germaniens, u.a. die Eifel.
Auch hier siedeln überwiegend Kelten (= Gallier): die Treverer („Trier“) im Süden, weiter nördlich die Stämme der Caeroser, Sunuker, Talliates und Eburonen.

Finanziert aus Mitteln der imperialen Strukturförderung für den ländlichen Raum legen die Römer in den kommenden Jahrhunderten in der Nordeifel ein umfassendes Investitionsprogramm auf:
Sie schürfen in Mechernich und Kall - wie bereits die Kelten - nach Erzen, errichten am Fuß des Wackerbergs einen Steinbruch, wenige Kilometer weiter ein Aquädukt zur Wasserversorgung Kölns und den Fernwanderweg Köln-Trier (Agrippa-Straße).
Thermen in der näheren Umgebung dienen Legionären und Siedlern als Stätten der Entschleunigung, so in Tolbiacum (Zülpich), Aquae Granni (Aachen) und Augusta Treverorum (Trier). Der geistigen Erbauung wiederum sind diverse Heiligtümer gewidmet, z.B. in Bad Münstereifel-Nöthen und in Nettersheim.

Eine Vielzahl luxuriöser Landgüter (villa rustica) rundet das freundliche Bild der römischen Nordeifel ab. Jedoch gibt es kein entsprechendes Anwesen auf dem Wackerberg, das sollte noch einmal 2.000 Jahre dauern …

Die Kumpel vom Wackerberg (12. - 16. Jhd.)

Der von Kelten und Römern intensiv betriebene Erzabbau wurde von der Bevölkerung in den folgenden Jahrhunderten fortgesetzt und zwar in Form von Grabungsstollen, den „Pingen“.
Auf dem Gebiet der Gemeinde Kall wurden rund 2.000 davon entdeckt, viele auf und rund um den Wackerberg.
Die Pingen sind vom Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege Bonn unter Schutz gestellt worden.
Besichtigen kann man das „Bergschadensgebiet“ auf einem vom Eifelverein und lokalen Touristikern vor einigen Jahren angelegten „Pingen-Wanderweg“ über den Wackerberg.

Hotspot: Die Hexen von Schmidtheim (1593-1625)

Ende des 16. Jahrhunderts bricht in dem kleinen Eifelort Schmidtheim, gut 20 Autominuten vom Wackerberg entfernt, eine regelrechte Menschenjagd aus. Sie wird geschürt von den Grafen Reinhard und seinem Sohn Bertram Beissel von Gymnich und angefeuert von katholischen Theologen - ein typischer Vater/Sohn-Konflikt mit üblen Folgen für das staunende Publikum.
Bei circa 50 Haushalten landet wohl ein Drittel bis die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung innerhalb weniger Jahre auf dem Scheiterhaufen. Setzt man die Hinrichtungen ins Verhältnis zur Einwohnerzahl, gehörten die Schmidtheimer Verfolgungen sicher zu den schlimmsten Hexenjagden in ganz Europa.

Dino
So groß wie oben abgebildet waren sie gar nicht - die Eifelechsen. Dieser Vertreter kann im Dinopark-Treufelsschlucht bewundert werden.


Kakushöhle
Sind sie nicht süß? Höhlenbären in der Kakushöhle bei Dreimühlen (Webcam, etwa 15.000 v.Chr.)


Vulkanausbruch in der Eifel
Der letzte Vulkan-Ausbruch in der Eifel liegt knapp 13.000 Jahre zurück – wann ist der nächste fällig?


römische Wasserleitung
Kein Pfusch am Bau: Ein Aquädukt der Römer-Wasserleitung aus der Eifel nach Köln (Bauzeit: 16 Monate)


Pingen-Wanderweg
Pingenwanderweg


Bergbau
Bergbau im Mittelalter: Die Bürokratie ist überschaubar, aber mit den Sicherheitsvorschriften nimmt man es nicht immer so genau.


Hexenverbrennung
Hexen brennen überall in der Eifel, aber Schmidtheim ist ganz vorne dabei.

Die Olef-Connection

Die Erstbebauung in abgeschiedener Eifeler Naturlandschaft, mehrere Kilometer entfernt von der nächsten Ortslage, geht zurück auf das Jahr 1923. Damals kaufte Alfred Inden, Fabrikdirektor der Vereinigten Stahlwerke Düsseldorf AG in Düsseldorf und Jagdpächter des Olefer Kirchenwaldes, von der Katholischen Kirchengemeinde Olef ein fast vier Hektar großes Waldgrundstück. Darauf ließ er in massiver Bauweise ein Jagdhaus errichten, dem er den Namen „Wilhelmsruh“ gab.

Die Rohbauarbeiten wurden von dem Olefer Bauunternehmer Franz Schneiders ausgeführt. Als Jagdaufseher hatte Inden Johann Käßbach beauftragt, ein selbständiger Küfer in Olef.

Den Architekten hat er gleich aus Düsseldorf mitgebracht: Gotthold Nestler, geboren 1887 in Frankenberg/Sachen, war nach dem Studium an der Kunstgewerbeschule Dresden nach Düsseldorf gekommen und entwarf dort Denkmäler, Ausstellungs-, Wohn- und Bürogebäude.
Aber wie kommt ein Düsseldorfer Großindustrieller dazu, seinem Hobby mitten im Eifelwald nachzugehen und dort ein repräsentatives Jagdhaus erbauen zu lassen? 
Das nötige Kleingeld besaß er ja.
Die Antwort liegt in der Familiengeschichte, denn Indens´ Vorfahren hatten „Migrations-Hintergrund“ – die Indens stammen aus Olef und waren hier als Schmiedehandwerker tätig.

Aufgrund ihrer reichen Erzvorkommen waren in der Eifel viele metallverarbeitende Betriebe entstanden, z.B. auch im Schleidener Tal. Als dann ab Mitte des 19. Jahrhunderts das Ruhrgebiet zur industriellen Boom-Region aufstieg, verlegten viele Unternehmer ihren Firmensitz, ohne die Verbindung in die alte Heimat ganz abzubrechen.

So gründeten 1873 die Gebrüder Johann Hubert und Wilhelm Inden, zu Industrieunternehmern in Düsseldorf aufgestiegen und Nachkommen der Olefer „Schmiede-Dynastie“, in der ehemaligen „Rosauel Eisenhütte“ in Urft ein Fittingswerk unter der Bezeichnung „Neuwerk“. Hier wurden Verbindungsstücke für Rohre hergestellt.
Nach Verlegung der Hauptproduktion an den Industriestandort Düsseldorf blieb „Gut Neuwerk“ nur noch der Status eines Zweigwerkes und ging nach dem Ersten Weltkrieg in den Konzern der Vereinigten Stahlwerke auf, bevor es 1942 endgültig geschlossen wurde.

Hier wurden Geschäftsfreunde standesgemäß zur Jagd aufs Eifelwild empfangen: Talansicht des "Waldquartier Wackerberg" Mitte der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts.


Erbauer und Architekt haben sich auf diesem Gründungsstein verewigt.


Gut Neuwerk
Gut Neuwerk mitten im Naturschutzgebiet des Rosenthals bei Urft:
Im 18. Jahrhundert als Metallfabrik erbaut, im 19. Jahrhunderts als "Fittingswerk" von der Olefer Schmiede-Familie Inden übernommen, nach dem 2. Weltkrieg ein Künstleratelier, jetzt Feriendomizil für Eifel-Touristen.

Die Eifel-Maler

Die Familie Inden lebte nun im Norden Düsseldorfs, behielt aber ein Ferienhaus in Gemünd. Neben der handwerklichen und unternehmerischen Begabung scheint es in der Familie auch künstlerische Talente gegeben zu haben. So besuchten Ernst und Rudolf Inden, Söhne des Fabrikanten Wilhelm Inden und Cousins von Alfred Inden, die Meisterklasse für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf.

Nach ihrem Studium entschieden sie sich erwartungsgemäß gegen eine Industrie-Karriere und zogen zurück nach Gemünd, wo sie ihren Lebensunterhalt als „Eifelmaler“ bestritten. Abnehmer ihrer Werke waren Behörden und andere öffentliche Einrichtungen, insbesondere aber auch „Sommerfrischler“, die bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in der Eifel Erholung suchten und von hier gerne ein Gemälde als Souvenir mitnahmen.

Diversifikation und Risiko-Streuung sind offensichtlich schon in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine gute Strategie: Während das Malerei-Geschäft brummt, muss Alfred Inden nach herben Vermögensverlusten infolge der Weltwirtschaftskrise (Schwarzer Freitag 1929) sein Jagdhaus an einen befreundeten Düsseldorfer Unternehmer verkaufen. Dieser hat allerdings nicht lange Freude an seinem neuen Domizil, da das Haus 1933, wenige Jahre später, abbrennt.

Der Stil entspricht wohl nicht so ganz dem aktuellen Zeitgeschmack:
Bilder von Ernst und Rudolf Inden werden heute für 400 oder 500 Euro auf Ebay angeboten.


Die Arbeitsmaiden

1935 kauft der Kreis Schleiden das Grundstück, baut das Haus wieder auf und nutzt es zur Unterbringung von jungen Mädchen, die nach dem Schulabschluss ein Landjahr ableisten müssen ("Arbeitsmaiden"). Die Söhne der Landwirte in der unmittelbaren Umgebung dürften die Entwicklung mit Interesse verfolgt haben...

Später entstehen Gerüchte über einen Zusammenhang mit einem anderen Bauvorhaben der Nationalsozialisten in der unmittelbaren Umgebung – die NS-Ordensburg Vogelsang oberhalb der Urfttalsperre, nur wenige Kilometer Luftlinie vom Wackerberg entfernt. Die Anlage dient der NSDAP zwischen 1936 und 1939 als Schulungsstätte für den (fast ausschließlich männlichen) Nachwuchs ihres Führungskaders. Insgesamt war der Komplex bei einer Fläche von rund 100 Hektar für 1.000 Menschen ausgelegt (500 Bedienstete und 500 Gäste) inkl. Gemeinschaftshäusern, Sportanlagen und Schwimmhalle.
Da könnte doch ein Mädchenheim in der Nähe für willkommene Abwechslung sorgen?

Tatsächlich gibt es keinerlei Indizien, die auf eine solche Verbindung hinweisen. Auch von Einladungen an die „Arbeitsmaiden“ zu Freizeitveranstaltungen nach Vogelsang ist nichts bekannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Burg Vogelsang und das umliegende Gelände zu einem Truppenübungsplatz umfunktioniert, erst für die britischen, ab 1950 für die belgischen Streitkräfte, die unter dem Namen „Camp Vogelsang“ dort eine Kaserne einrichteten
Seit 1989 stehen die Gebäude unter Denkmalschutz. 2016 wurde Vogelsang im Rahmen einer Dauerausstellung und als architektonische Erinnerungsstätte zu einem NS-Dokumentationszentrum.
Bereits im Januar 2004 war - nach Abzug der belgischen Streitkräfte - auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes der Nationalpark Eifel gegründet worden, der Anfang 2006 für Besucher zugänglich wurde.
Inzwischen ist der Nationalpark zu dem touristischen Magnet der Nordeifel geworden und zieht im Jahr fast 1 Million Besucher an.

"Waldquartier Wackerberg" als Mädchenheim:
Gruppenbild in schmucker Kluft an der Frontseite.


Ordensburg Vogelsang
Die NS-Ordensburg Vogelsang, heute Zentrum des Nationalparks Eifel, etwa 15 Autominuten vom Waldquartier Wackerberg entfernt

Der Absturz

Ein besonderes Ereignis in der Nähe des Hauses war im August 1943 der Absturz eines amerikanischen Bombers vom Typ Boeing B-17, auch Flying Fortress (englisch: Fliegende Festung) genannt. Die 10-Mann-Besatzung konnte sich durch Absprung retten, Schäden am Jagdhaus entstanden keine.

Nachdem im Oktober 1944 Aachen als erste deutsche Großstadt von amerikanischen Bodentruppen nach schweren Kämpfen erobert wurde, rückte die Front langsam in die Eifel vor.
In der Chronik des Kreises Schleiden/Euskirchen und seiner Nachbarn 1792 -1980 vermerkt Karl Josef Lüttgens (Hrsg.) für den 7.Februar 1945: „Der Wackerberg (zwischen Schleiden, Gemünd und Kall) kam unter schwerem Artilleriebeschuss der Amerikaner.“
Es ist davon auszugehen, dass an diesem Tag auch das ehemalige Jagdhaus infolge Kampfhandlungen so sehr beschädigt wurde, dass es nahezu unbewohnbar war. Ähnlich wie die meisten der umliegenden Höhenorte waren deren Bewohner längst evakuiert.

Das Kampfgeschehen hatte neben den Schäden am Wohngebäude auch in der Umgebung, den angrenzenden Waldgebieten, zerstörerische Spuren hinterlassen. Als besonders heimtückisch erwiesen sich die Minen und viele Sprengkörper, die nicht explodiert waren.
Das zeigte sich noch einmal drei Jahre später, als im Juni 1947 die Nordeifel und das Hohe Venn von verheerenden Waldbränden heimgesucht wurden, die eine Fläche von mehr als 6.000 ha verwüsteten und die Feuerwehren der ganzen Region zu einem dreitägigen Dauereinsatz zwangen. Explodierende Munitionsreste machten die Arbeit noch gefährlicher und führten sogar zu Todesfällen bei den Einsatzkräften.

Das „Waldquartier Wackerberg“ war inzwischen wieder bewohnt und blieb von der Feuersbrunst verschont. Und von der Klimaerwärmung sprach im Übrigen auch noch niemand...

"Fliegende Festung": ein viermotoriger US-Bomber im 2. Weltkrieg


Kampf im Wald
Die Kämpfe in den Eifelwäldern gegen Ende des Zweiten Weltkriegs sind für beide Seiten extrem verlustreich:
Bei der Schlacht im Hürtgenwald Ende 1944/Anfang 1945 verzeichnete die US-Armee fast 50.000 gefallene oder verwundete Soldaten.

Der „Bitzen-König“

Im Spätsommer 1946 mussten auf Anordnung der britischen Besatzungsmacht alle 550 Einwohner von Wollseifen, heute ein „Geisterdorf“ unter Denkmalschutz im Nationalpark Eifel, ihre Häuser verlassen. Sie wurden entschädigungslos enteignet, da die Briten auf dem Gelände rund um Vogelsang einen Truppenübungsplatz anlegen wollten, der 1950 den belgischen Streitkräften überlassen wurde.

Zu den Vertriebenen gehörte auch Wilhelm von Ameln, der unterhalb von Wollseifen am Urftsee-Ufer eine Kleintierzucht betrieben hatte. Der Kreis Schleiden bringt ihn – zunächst provisorisch – in der Wackerberg-Ruine unter, denn von Ameln gilt in der unmittelbaren Nachkriegszeit als „system-relevant“:

Er richtet das Haus in Eigenregie wieder her und sorgt für einen Strom- und später Telefonanschluss. Für die Kostenübernahme durch den damaligen Kreis Schleiden sorgt der Revierförster Horst Pankatz, denn von Ameln soll Waldbrände entdecken und schnell melden können.

Der Kreis hatte ihm bereits 1950 ein Angebot gemacht das er nicht ablehnen konnte:
Zum Preis von 10.000 DM wird er Eigentümer des Gebäudes und des bewirtschafteten Grundstücks von 4 ha Größe, rückzahlbar in Jahresraten von 1.000 DM ohne Zinsen.



Wilhelm von Ameln züchtet Ziegen und Hühner, verkauft Eier, Ziegen-Milch und -Käse. Als er auch noch eine „Bockstation" errichtet, die bei den Ziegen umliegender Landwirte für Nachwuchs sorgt, hat er seinen Spitznamen weg.
Die Eifler nennen ihn fortan den „Bitzen (=Ziegen)-König“.

Parteizentrale Wackerberg

S eine wirtschaftliche Existenzgrundlage kann er auf dem Wackerberg wieder aufbauen, dennoch erscheint Wilhelm von Ameln seinen Zeitgenossen als ein verbitterter Mensch, der sich nicht mit der Enteignung seines früheren Anwesens um Urftsee abfinden will und auf Rückgabe seines Eigentums oder zumindest auf eine angemessene Entschädigung hofft.

Er tritt öffentlich als politischer Aktivist auf und polemisiert in der Lokalpresse regelmäßig gegen den Truppenübungsplatz Vogelsang, später auch gegen die deutsche Wiederbewaffnung und den Aufbau der NATO. Im näheren Umkreis nimmt man ihn als Sonderling und Kommunist wahr.
Politisch auffällig wurde er schließlich aus mehrfacher Sicht:

Wie sich sein jüngerer Sohn, Jürgen von Ameln, erinnert, sind Landespolitiker in den sechziger Jahren häufiger zu Gast auf dem Wackerberg, darunter auch der spätere NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn.

Für einen Eifler Landwirt ist das Verhalten von Amelns eher untypisch, Herkunft und Familiengeschichte liegen im Dunkeln. Seiner Familie gegenüber erwähnte er wohl einmal, er sei vor dem Krieg Tuchunternehmer in Aachen gewesen. Darüber hinaus herrschte zu diesem Thema in der Familie „einvernehmliches Schweigen“.

Wollseifen
Britische Militärpolizei auf Kontrollfahrt zwischen den zerstörten Wollseifener Häusern in der Nähe der NS-Ordensburg Vogelsang.
Die Einwohner des Ortes werden von den britischen Besatzungstruppen 1946 vertrieben, ihr Eigentum enteignet.




Heinz Kühn, NRW-Ministerpräsident von 1966 bis 1978, besucht Wilhelm von Ameln auf dem Wackerberg.

Der Traum des Maklers

Dasselbe Haus innerhalb eines Jahres zweimal zu verkaufen (und die Provisionen dafür einzustreichen) – das ist der Traum jedes Immobilienmaklers. Lorenz Schröder aus Steinfelderheistert hat ihn sich erfüllt.

Mit dem Tod von Amelns Mitte der 1970er Jahre endete auch der landwirtschaftliche Betrieb auf dem Wackerberg. Seine Witwe Cäcilie und die beiden Söhne zogen in ein Kaller Neubaugebiet und richteten im Haus mehrere Wochenend-Apartments ein, die sie vermieteten.

1984 entschied sich die Familie dann endgültig für einen Verkauf und beauftragte den lokalen Immobilienmakler, Interessenten zu finden. Lorenz Schröder präsentierte ein wohlhabendes Ehepaar aus Bonn-Bad Godesberg; die beiden planten, das Gebäude – inzwischen mit erheblichem Investitionsstau – zu ihrem Wochenend- und Feriendomizil umzubauen. Der Mann, ein hoher Funktionsträger bei der iranischen Botschaft, verstarb jedoch kurz nach dem Kauf plötzlich und unerwartet. Seine Witwe, Mette Olga Farhat, legte Anfang 1985 die Pläne ad acta und beauftragte denselben Makler mit dem Weiterverkauf.

„Liebe auf den ersten Blick“ war die Immobilie für zwei befreundete Paare, darunter ein Eifler Handwerksmeister, eine Tierärztin und ein Journalist aus Köln. Ein Jahr lang wird das renovierungsbedürftige Gebäude umfassend saniert und modernisiert, diesmal unter Federführung eines Kölner Architekten (Dr. Wolfgang Jung), der einige Jahre später eine Professur an der FH Frankfurt erhält.

Die historische Architektur zu erhalten, war dabei ein besonderes Anliegen der neuen Eigentümer.

zum Verkauf


Landhaus
Romantisch gelegen, aber ein paar kleinere Schönheitsreparaturen sind wahrscheinlich fällig.

Moderne Zeiten

Die Wohngemeinschaft hält fast 15 Jahre, bis sich zur Jahrtausendwende eines der Paare trennt und auszieht. Nun soll ein neues gemeinschaftliches Wohnprojekt auf dem Wackerberg entstehen mit Elementen eines Forst-Anwesens und einer Country-Lodge.

Das Projekt stößt auf großes Interesse in den Medien: Kölnische Rundschau und Kölner Stadtanzeiger veröffentlichen mehrere Artikel, die WDR-Lokalzeit Aachen sendet zwei Beiträge. Es gelingt jedoch nicht, Wünsche und Anforderungen der Interessenten aufeinander abzustimmen. Letztlich entscheiden sich die Eigentümer, eine klassische Ferienwohnung für bis zu 16 Gäste anzubieten, die für Familien-Wochenenden, Firmen-Workshops und Freundestreffen gebucht wird.

Auch in die technische Ausstattung des Anwesens wird in den letzten Jahrzehnten weiter investiert:
So kommt das Haus schon seit 2005 ohne fossile Brennstoffe aus: Die Heizung bezieht ihre Energie aus Sonnenwärme (Solarthermie) und Pellets (Biomasse).
Im Jahr 2020 wird auf dem Carport eine Photovoltaik-Anlage installiert, die das Haus mit max. 10 kW/h eigenem Strom versorgt.

Im gleichen Jahr wird das „Waldquartier Wackerberg“ an das moderne Glasfasernetz der Telekom angeschlossen. Der Besucher wundert sich:
Mitten im Eifelwald, 2,5 km Luftlinie vom nächsten bewohnten Haus entfernt, sind jetzt Internet-Verbindungen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1 GBit/s möglich.



Das Waldquartier Wackerberg in der Gegenwart


Solarthermie

WDR-Dreharbeiten: Allmacht Amazon

Film- und TV-Crews sind in der Eifel regelmäßig unterwegs. Zwar hat es bisher noch keine Dreharbeiten zu „Mord mit Aussicht“ oder zur „Eifelpraxis“ auf dem Wackerberg gegeben. Dafür haben die WDR-Autoren Martin Herzog und Marko Rösseler den Beginn ihrer Dokumentation „Allmacht Amazon“ auf den Wackerberg verlegt:

Direkt vor der Haustür setzt eine Drohne ein Paket ab – eine Amazon-Sendung für Julia. Die junge Frau bringt das Paket, das sie nicht bestellt hat in die Wohnung, öffnet es und findet darin Baby-Utensilien.
Ja, Julia ist schwanger. Und Amazon wusste es - vor ihr!

Der Film wird 2018 gedreht, knapp fünf Jahre vor dem Beginn des Hypes um die Künstliche Intelligenz (KI).
Die Autoren haben also Weitsicht bewiesen – mit einer Ausnahme: Die Amazon-Sendungen werden heute immer noch mit den klassischen Paketdiensten auf den Wackerberg geliefert und nicht per Drohne.
Eigentlich schade!

Video


Eine Drohne setzt das Amazon-Überraschungspaket direkt vor der Haustür ab.