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Die Fakten

Energiewende:

Wunsch & Wirklichkeit

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Magisches Dreieck der Energieversorgung
Die Energiewende ist das teuerste Experiment in der Geschichte der Bundesrepublik - mit ungewissem Ausgang. Daniel Wetzel, Wirtschaftsjournalist (Die Welt)

Hauptkörper der Dampfmaschine Dampf/Rauch der Dampfmaschine Schwungrad der Dampfmaschine

Eine Erfindung hat alles geändert.

In der Geschichte der Menschheit gibt es ein klares Vorher und Nachher: die Zeit vor und nach der Erfindung der Dampfmaschine.

„Historisch gesehen hat jeder Anstieg des Energieverbrauchs immer zu einem Anstieg des Lebensstandards geführt.“
– Richard Rhodes, Historiker und Wissenschaftsjournalist

Deutschland nach der Industrialisierung:
So steigen Energieverbrauch, Lebenserwartung und Einkommen

Lebenserwartung

Die weitreichenden Folgen für Güterproduktion und Verkehr sind offensichtlich, aber auch in der Gesundheitsvorsorge – und damit der Lebenserwartung – spielt die Elektrifizierung eine große Rolle:
Das gilt z.B. für den Betrieb von Krankenhäusern, medizinischen Geräten und der Kühlung von Medikamenten.
Energie wird außerdem benötigt, um Wasser zu pumpen, zu reinigen und zu verteilen. Sauberes Wasser und funktionierende sanitäre Einrichtungen reduzieren die Verbreitung von Krankheiten erheblich.

„Es gibt eine direkte Beziehung zwischen der Menge an Energie, die eine Gesellschaft verbraucht, und ihrem Lebensstandard. Mehr Energie führt zu besseren Gesundheitsdiensten, Bildung und wirtschaftlichem Fortschritt.“ – Amory Lovins, Physiker und Umweltschützer

KI und Bitcoins

Effizienzsteigerungen in Verkehr und Industrie können den steigenden Energiehunger der entwickelten Volkswirtschaften nicht ausgleichen – von den Schwellenländern ganz zu schweigen.
Neben dem Internet treiben seit einigen Jahren vor allem KI-Rechenzentren und Bitcoin-Mining den Energieverbrauch in die Höhe. Den internationalen Wettbewerb um die Zukunftstechnologien entscheidet nicht zuletzt die sichere Verfügbarkeit und der günstige Preis.

Zurück in die Vergangenheit

Die Anhängern des "Degrowth"-Konzepts (oder Postwachstum) haben da wohl etwas verpasst.
Sie glauben, dass die freiwillige Reduktion des Energieverbrauchs und der materiellen Produktion die soziale Gerechtigkeit, die ökologische Nachhaltigkeit und das Wohlbefinden der Menschen fördern könnte.

Jetzt müssen sie noch alle anderen davon überzeugen: Der Weg zu einer besseren Zukunft führt zurück in die Vergangenheit!

Die Vorstellung, dass wir unsere Wirtschaftsaktivitäten radikal reduzieren sollten, ist wie der Vorschlag, man solle in einem sinkenden Boot das Rudern einstellen, um das Leck zu stopfen. William Nordhaus, Wirtschafts-Nobelpreisträger 2018
Heinz Rühmann
Die „Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann:
„Aha, heute krieje mer de Dampfmaschin. Also, wat is en Dampfmaschin? Da stelle mehr uns janz dumm...“

Roboter-Lady
Von Kohle zu Kilowatt: Der wachsende Energiehunger der digitalen Welt

KI-Energiebedarf
Prognose der globalen Elektrizitätsnachfrage durch Rechenzentren und KI, in Terrawattstunden

Fossile Brennstoffe: Risiken und Nebenwirkungen

Heute wäre dies kaum vorstellbar, aber in den ersten Jahrzehnten der Industrialisierung galt schwarzer Rauch aus Fabrikschornsteinen als Symbol für sichere Arbeitsplätze ("Maloche"), Fortschritt und Wohlstand – wie zum Beispiel im Ruhrgebiet.
Das Leben der Bergleute – auch ohne dramatische Grubenunfälle – war allerdings geprägt on Krankheit und frühem Tod. Die sogenannte Staublunge, eine Erkrankung durch das Einatmen von Kohlenstaub, ließ ihre Lebenserwartung auf 40 bis 50 Jahren sinken.

Die breite Bevölkerung erkannte die Gefahren erst viel später, etwa durch den Großen Smog von London 1952, bei dem 12.000 Menschen an den Folgen der extremen Luftverschmutzung starben.
In den 1980er Jahren wurde in Deutschland der "saure Regen" zum Thema, der massive Waldschäden verursachte.
Schutzmaßnahmen wie Abgasfilter und Entschwefelungsanlagen halfen, das Problem einzudämmen – Luft- und Wasserqualität verbesserten sich kontinuierlich in den nächsten Jahrzehnten.

Erpressungspotential

Neben den ökologischen Risiken bergen fossile Brennstoffe auch erhebliche politische Gefahren. Während Deutschland über reichlich Kohle verfügt, sieht es bei Erdöl und Erdgas ganz anders aus: Diese müssen größtenteils importiert werden, und das oft aus politisch instabilen Regionen. Die Abhängigkeit von Despoten im Mittleren Osten und in Russland macht Deutschland und andere westliche Länder verwundbar.
Ein eindrucksvolles Beispiel für dieses Erpressungspotential lieferte die Ölkrise von 1973. Damals boykottierten arabische Staaten den Westen, um ihn für seine Unterstützung Israels im Yom-Kippur-Krieg zu bestrafen. Die Folgen waren dramatisch: Die Ölpreise explodierten, und es kam zu einer weltweiten Energiekrise.
In Deutschland führte diese Krise zu drastischen Maßnahmen, um Energie zu sparen. Eine der bekanntesten war das Sonntagsfahrverbot für private PKWs. Die Straßen waren plötzlich leer, die Menschen mussten umdenken und ihren Alltag an die neue Situation anpassen.

Wie lange reichen die Vorräte?

Die Autoren der Club of Rome-Publikation "Die Grenzen des Wachstums" schätzten 1972 die Verfügbarkeit der bekannten Reserven an Kohle, Erdgas und Erdöl auf gut 30 Jahre, bei weiterem jährlichen Verbrauchsanstieg nur auf 20 Jahren.
Sie bestätigen damit - sicher unbeabsichtigt - das bekannte Bonmot des amerikanischen Statistikers Yogi Berra:
"Prognosen sind immer unsicher, vor allem, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen".
Neue Explorationsmethoden (Tiefsee-Bohrungen, Fracking) haben "Peak-Oil und "Peak-Gas" noch ein paar weitere Jahrzehnte in die Zukunft verschoben. Aber irgendwann werden die fossilen Brennstoffe definitiv knapp und damit sehr viel teurer als heute.

Smog in London 1952
Noch keine Corona-Maske: "Great Smog", London 1952


Sonntagsfahrverbot 1973
Leere Autobahnen in Deutschland: Die Ölkrise von 1973 und das Sonntagsfahrverbot.
Eigentlich schade - es gab keine Grünen, die das feiern konnten. Die Partei wurde erst Anfang der Achtziger gegründet.


brennende Ölplattform
Die Havarie von Öltankern, Lecks an Bohrlöchern und brennende Ölplattformen verursachen immer wieder massive Umweltschäden auf See und an den Küsten.

Ohne Kohle, Öl und Gas wären die modernen Industrienationen nicht denkbar. Doch ihre Nutzung hat einen hohen Preis, der sich in der Form von Umweltverschmutzung, Klimawandel und politischer Abhängigkeit zeigt. Nicolas Stern, Ökonom und Autor des "Stern-Reports" zum Klimawandel

Atomkraft 2.0

In den fünfziger Jahres gab‘s noch kein Internet, keine Soziale Medien und keine KI – einen regelrechten Hype gab es trotzdem:
Die Rede ist von der friedliche Nutzung der Atomenergie, genau genommen der Kernspaltung, die riesige Strommengen produzieren sollte, ohne Luft und Wasser zu verschmutzen. Die radioaktiven Abfälle würde man schon irgendwo loswerden...
In Westdeutschland wurde sogar ein eigenständiges Atomministerium eingerichtet. Den Job übernahm 1955/56 ein gewisser Franz-Josef Strauß (CSU), definitiv kein früher Grüner.

Nicht alle waren begeistert, die Angst vor einer Kernschmelze und einer nicht steuerbaren Kettenreaktion ging um, außerdem blieben Fragen nach der Endlagerung ausgedienter Brennstäbe offen.
In Westdeutschland formierte sich eine regelrechte Anti-Atomkraft-Bewegung, quasi die Vorläufer-Organisation der Grünen.
Nach Unfällen in Harrisburg (1979), Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) kühlte die Begeisterung in vielen Ländern deutlich ab, und in Deutschland entschied man sich sogar für einen vollständigen Ausstieg aus der Atomenergie. Die letzten drei Atomkraftwerke wurden im April 2023 vom Netz genommen.

Inzwischen halten fast 60% der Deutschen diese Entscheidung in Meinungsumfragen für falsch.
In vielen anderen Ländern werden neue Atomkraftwerke geplant und gebaut, die Kosten sind immens.
So hatte Japan nach der Fukushima-Kernschmelze 2011 den langfristigen Ausstieg aus der Atomenergie angekündigt, entschied sich mittlerweile aber für eine Laufzeitverlängerung bestehender Ablagen und den Bau neuer Reaktoren.
Zeitung Über die internationale Entwicklung berichtet die FAZ unter dem Titel "Die Atomkraft-Hoffnung".

Google, Amazon & Microsoft setzen auf Kernenergie

Im September 2024 überraschte Microsoft die Öffentlichkeit mit der Nachricht, zusammen mit dem regionalen Energieversorger Constellation Energy den Reaktorblock 1 in der Anlage "Three Mile Island" wieder hochzufahren, um die Versorgung neuer KI-Rechenzentren sicherzustellen. Block 1 war vom Atomunfall 1979 nicht betroffen und wurde 2019 mit der Begründung stillgelegt, dass sein Betrieb unwirtschaftlich geworden sei.
Es wäre das erste Mal, dass ein stillgelegtes Atomkraftwerk in den USA wieder ans Netz geht.
Microsoft-Gründer Bill Gate entwickelt parallel dazu mit seinem Start-up "Terrapower" kleinere Reaktoren und hat dafür Milliarden-Investitionen bereitgestellt.
Das Reaktordesign verwendet flüssiges Natrium als Kühlmittel anstelle von Wasser und nutzt geschmolzenes Salz, das Wärme speichern kann, um die Leistung zu steigern. Im Juni 2024 wurde mit dem Bau einer ersten kommerziellen Anlage im US-Bundesstaat Wyoming begonnen.

Amazon-Gründer Jeff Bezos setzt ebenfalls auf Kleinreaktoren, die Dominion Energy aus Virginia liefern soll.
Im Oktober 2024 zog Google nach:
Der Internetkonzern hat ein Bündnis mit dem Nuklearspezialisten Kairos Power geschlossen, von dem es künftig Atomstrom kaufen will. Diese Energie soll von neuartigen kleinen Kernreaktoren kommen, sogenannten Small Modular Reactors (SMR) - Bill Gates und Terrapower lassen grüßen.
Die Reaktoren müssen noch gebaut werden, der erste soll nach Angaben der beiden Partner 2030 in Betrieb gehen.

„Big Tech is going nuclear“, schreibt die Financial Times.

Und warum investieren die großen Software- und Internet-Konzerne in die Weiterentwicklung der Kernenergie?
Die könnten doch genauso gut Wind- und Solarparks errichten und sich als Förderer der erneuerbaren Energien feiern lassen.
Ihr Geschäftsmodell der Zukunft, der Ausbau der künstlichen Intelligenz (KI), erfordert Rechenzentren mit einem gewaltigen Energiebedarf, zuverlässig rund um die Uhr und nicht nur bei gutem Wetter.
ZeitungDen Trend bei den US-Datenkonzernen untersucht der Kölner Stadtanzeiger: "Klimaschutz mit Atomkraft".

Gamechanger für die globale Energiezukunft?

Die entscheidende Energiequelle der Zukunft könnte die Kernfusion sein, die Verschmelzungsprozesse von Wasserstoff-Atomen im Inneren der Sonne abbildet. Der Brennstoff Deuterium kann aus Meerwasser gewonnen werden und ist praktisch unbegrenzt verfügbar, es entstehen keine Treibhausgase und es kann keine Kettenreaktion entstehen.
Es gibt keine Brennstäbe und kein Endlager; die Stahlhülle des Reaktors wird geringfügig radioaktiv verstrahlt, kann aber nach 50-100 Jahren wiederverwendet werden.
Die Technologie befindet sich noch im Forschungsstadium und wird vermutlich erst in 20-30 Jahren großtechnisch zum Einsatz kommen.

Atomkraftwerk
Unfall im US-Atomkraftwerk Harrisburg (1979)



Wallstreet Journal
Gleichzeitig raus aus Kernkraft und Steinkohle?
Das Wall Street Journal findet das schon 2019 keine gute Idee.

Die Abschaltung der letzten AKW mitten in der Energiekrise kostete eine Menge Kredit. Angesichts der hohen Energiekosten und der zunehmenden Volatilität des Stromsystems erfolgte die Stilllegung voll funktionsfähiger und konkurrenzlos kostengünstiger Kernkraftwerke zum falschen Zeitpunkt. Ralf Fücks, Politiker der Grünen, von 1997 bis 2017 Vorsitzender der parteinahen Heinrich-Böll-Stiftung

KI-Rechenzentrum
Schon heute weist das World Wide Web einen jährlichen Energiebedarf von etwa 500–700 Terawattstunden (TWh) auf, etwa die Hälfte davon in Rechenzentren. Bis 2030, so schätzen Experten, wird der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) diese Menge möglicherweise auf das Doppelte steigern.



Kernfusion
Schema des geplanten International Thermonuclear Experimental Reactor ITER in Cadarache (Südfrankreich): Hier soll die wissenschaftliche und technische Machbarkeit der Kernfusion zur Energieerzeugung demonstriert werden.

Die Kernfusion könnte die ultimative Energiequelle sein – sicher, sauber und nahezu unbegrenzt. Sie könnte die Energieprobleme der Menschheit für immer lösen. Stephen Hawking, theoretischer Physiker

Zielkonflikte auflösen: Die Mischung macht´s

Fossile Brennstoffe treiben den Klimawandel voran, verschmutzen die Umwelt, sind endlich, und ihre Gewinnung birgt erhebliche Risiken für Mensch und Natur. Außerdem entstehen politische Abhängigkeiten zu unberechenbaren Lieferanten.

Konventionelle Atomkraftwerke bergen das Risiko schwerer Unfälle und produzieren langlebigen radioaktiven Müll (über Jahrtausende). Sie sind Terrorziele, verursachen hohe Kosten und Umweltschäden beim Uranabbau, dessen Verfügbarkeit – wie bei Öl, Gas und Kohle - begrenzt ist.

Vom wirtschaftlichen Einsatz der "sauberen" Kernfusion sind wir noch viele Jahre entfernt, sie stellt keine aktuelle Option dar.

Alle Trümpfe liegen also bei den erneuerbaren Energien?
Schön wär's, die haben ihre eigenen Probleme, nur eben andere als fossile Brennstoffe oder die Atomkraft.

Wann Deutschland klimaneutral hinsichtlich seiner CO2-Emissionen ist, spielt keine große Rolle - dafür ist es im Weltmaßstab zu unbedeutend.
Außerdem werden die hier eingesparten fossile Brennstoffe einfach anderswo hin verkauft (und dort verbrannt).
Viel wichtiger ist es, den Umstieg auf erneuerbare Energien ohne Wohlstandsverluste zu bewältigen und die eigene Natur dabei nicht nachhaltig zu schädigen, wie es bei den geplanten 50.000 Windrädern an Land - viele davon in Waldgebieten - unvermeidlich wäre.

Für eine erfolgreiche Energiewende ist es entscheidend, eine ausgewogene Balance zwischen erneuerbaren Energien und konventionellen Energiequellen zu finden. Nur so kann die Versorgungssicherheit gewährleistet bleiben. Axel Ockenfels, Professor für Wirtschaftswissenschaften, Universität zu Köln

Energieträger
Elektrizität: Es lebe die Vielfalt
Elektrizitäts-Quellen der OECD Staaten, in Terawattstunden
Energieträger
Carbon Capture
"Carbon Capture" oder auf Deutsch "CO2-Abscheidung" ist ein Konzept, das darauf abzielt, Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre oder direkt aus industriellen Abgasen einzufangen, bevor es in die Atmosphäre gelangt und zum Klimawandel beiträgt.

Problem

Probleme der erneuerbaren Energien

Erneuerbare Energien sind nicht die Alleskönner, die uns aus der wirtschaftlichen Misere retten werden – sie bringen ihre eigenen Herausforderungen mit sich.