D ie Eifel sollte noch Jahrzehnte im Dörnröschenschlaf liegen, filmtechnisch zumindest, da wurde ein paar Kilometer südlich ein kleiner Moselort als eine ideale Kulisse für die Art von Unterhaltungsfilmen entdeckt, wie sie Propagandaminister Joseph Goebbels so liebte - unpolitische Verwicklungs- und Verwechslungskomödien, gerne mit einem Schuss Frivolität, aber doch im großen und ganzen jugendfrei.

Beilstein - Hollywood der Mosel

Die Location Scouts von der Berliner UFA, die Mitte der dreißiger Jahre garantiert niemand so genannt hat, müssen entzückt gewesen sein:
Ein Ensemble mittelalterlich anmutender Häuser mit einem altes Kloster zwischen Weinbergen an einer Moselschleife gelegen, überragt von einer Burgruine - soviel Romantik wie in Beilstein kann man in einem Studio beim besten Willen nicht nachbauen!

So wurden die deutschen Filmstars dieser Zeit wie Heinz Rühmann, Leny Marenbach, Paul Klinger, Hilde Schnieder und Ida Wüst an die Mosel geschickt, um dort Filmkomödien wie »Wenn wir alle Engel wären«, »Das Verlegenheitskind« oder »Moselfahrt mit Monika« abzudrehen.

In den fünfziger Jahren konnte Beilstein an die früheren Erfolge nahtlos anknüpfen. Mit dem Aufkommen des Heimatfilms wurde den Kinogängern viel heile Welt präsentiert, und wo könnte man die besser einfangen als an einem romantischen Moselort?

»Der fröhliche Weinberg« mit Gustav Knuth und Willy Reichert wird bereits 1952 produziert, »Wenn wir alle Engel wären« erlebt 1956 seine Neuauflage in Farbe, ebenfalls mit Gustav Knuth und der ganz jungen Marianne Koch, mit Dieter Borsche und Hans Söhnker.
Als »Schinderhannes« gibt sich Curd Jürgens 1958 die Ehre, und 1960 macht Willy Millowitsch den »Wahren Jakob«.

Danach ist für fast 40 Jahre Drehpause in Beilstein. Erst 1998 schickt die britische BBC wieder Kamerateams für Aufnahmen ihrer Historienserie »Vanity Fair« in den Moselort.

Bewertung:   4,4/5  Tripadvisor

Wenn wir alle Engel wären (1936)

Kanzleivorsteher Christian Kempenich (Heinz Rühmann), ein braver, treuer Ehemann, fährt ohne seine Frau Hedwig (Leny Marenbach) zu einer Taufe aus einem kleinen Städtchen an der Mosel nach Köln. Dort verschlägt es ihn in ein Cabaret, wo er zu viel trinkt. Am kommenden Morgen wacht er neben einer fremden Frau auf und nimmt überstürzt Reißaus.
Die Sache wäre erledigt, wenn er sich im Gästebuch nicht als "Kempenich und Ehefrau" eingetragen hätte. Das Hotel erstattet Anzeige gegen ihn, weil die Bettwäsche aus seinem Zimmer gestohlen wurde. Bald verheddert er sich in Widersprüche. Spielt wenigstens Hedwig mit offenen Karten?
Cinema urteilt: "Eins der besten deutschen Vorkriegs-Lustspiele." Rühmann und Marenbach beginnen bei den Dreharbeiten eine Affäre.

Bewertung:   7,1/10  IMDb

Das Verlegenheitskind (1938)

Weinbauer Peter Vierköttel und sein Sohn Bartel sprechen gerne ihren Weinen zu, was Anna, Peters Frau, gar nicht gerne sieht, denn sie wacht über das Geld. Sie will Ordnung schaffen und ihren Sohn mit Bienchen verheiraten, der Tochter des Gärtners Jupp Spriestersbach. Doch die hat sich längst den Junggärtner Bock ausgesucht.
Aus dem Film entstammt das Lied: „Schütt’ die Sorgen in ein Gläschen Wein“, womit auch das spätere Filmplakat wirbt.
Produziert wurde der Schwarz-Weiß-Streifen ebenfalls von der Universum-Film AG Berlin (UFA) und kam 1938 in die Kinos. Anfang der fünfziger Jahre wurde er einer Prüfung der "freiwilligen Selbstkontrolle" der Filmwirtschaft (FSK) unterzogen und für jugendfrei ab 16 Jahren befunden mit dem Vermerk „nicht feiertagsfrei“.

Bewertung:   -/10  IMDb

Moselfahrt mit Monika (1944)

Der Kinofilm "Moselfahrt mit Monika" von Roger von Norman entstand in der Zeit von 1943 bis 1944 in Beilstein und an weiteren Drehorten zwischen Trier und Koblenz. Bedingt durch schlechtes Wetter, Krankheit und Luftangriffe dauerte die Produktion zehn Monate. Nach der Fertigstellung im Oktober 1944 wurde die Liebesgeschichte jedoch durch die Zensur verboten.
Seine Uraufführung erlebte der Film in einer gekürzten Fassung am 29. August 1952 in Ostberlin.
Der verheiratete Heiner und der ledige Florian beschließen, die Mosel von Trier nach Koblenz mit einem Faltboot hinunter zu fahren, begleitet von Heiners Schwester Monika. Unterwegs treffen sie ein junges Paar, für das die Reise auf dem Fluss eine Art Prüfung vor einer festeren Bindung ist.
Am Ende gibt es - wer hätte das gedacht? - drei glückliche Paare.

Bewertung:   5,4/10  IMDb

Der fröhliche Weinberg (1952)

Die Winzertochter Klärchen und der Rheinschiffer Jochen sind eigentlich ein glückliches Paar - würde nicht eine Reihe von Missverständnissen für eifersüchtige Turbulenzen sorgen. Denn Klärchen glaubt, Jochen habe eine Geliebte...
So braut sich über dem einst fröhlichen Weinberg einiges an Unmut und Eifersucht zusammen. Aber das fröhliche Happy End ist unvermeidbar, wie es bei bei dieser Sorte von Nachkriegs-Heimatfilmen auch jeder Zuschauer erwartet hätte.

Das Lexikon des internationalen Films urteilt gnädig: "Das drastisch-sinnenfrohe Volksstück mit satirischen Elementen […] ist in der ansprechenden Verfilmung zum volkstümlich unterhaltenden Lustspiel abgemildert." Immerhin basiert der Film auf dem gleichnamigen Theaterstück von Carl Zuckmayer und wird von Regisseur Erich Engel inszeniert, dem die ARD-Pressestelle "ein großes Talent für Situationskomik und pointierte Charakterzeichnung" zubilligt.

Bewertung:   6,5/10  IMDb

Moselfahrt aus Liebeskummer (1953)

Schon wieder eine Moselfahrt - nimmt das denn überhaupt kein Ende? Diesmal zumindest nicht mit Monika, sondern aus Liebeskummer und nach der gleichnamigen Novelle des Schriftstellers Rudolf G. Binding (1932).

Kurt Hoffmann dreht die romantisch-sentimentale Liebesgeschichte mit Will Quadflieg und Elisabeth Müller. Angela Schäfer (Elisabeth Müller) unternimmt nach dem Unfalltod ihres Mannes eine sentimentale Reise in die trostspendende Mosel-Landschaft. Gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn Kaspar (Oliver Grimm) erkunden sie die Orte, an denen Angela einst auf ihrer Hochzeitsreise glücklich gewesen ist.
Der Kunsthistoriker Thomas Arend (Will Quadflieg) reist aus Enttäuschung über seine Geliebte, die ihn sitzengelassen hat, ebenso an die Mosel.
Achtung Spoiler: Angela und Thomas treffen sich mithilfe des kleinen Kaspar und überwinden gemeinsam ihren Kummer.

Digital überarbeitet und restauriert erlebt der Streifen 2019 in einigen ausgewählten Kinos seine Wiederaufführung und zeigt Natur-Schönheiten der Region, die es in dieser Form längst nicht mehr gibt.

Bewertung:   6,3/10  IMDb

Wenn wir alle Engel wären 2 (1956)

Neuverfilmungen kennt man ja aus Hollywood: Da werden gerne Stoffe, die schon einmal irgendwo anders auf dem Globus erfolgreich ausprobiert worden sind, für den Geschmack des eigenen Publikum "aufbereitet" und mit bekannten Schauspielern neu gedreht.
In diesem Fall erhält das Lustspiel nach dem Romanklassiker von Heinrich Spoerl genau 20 Jahren nach seiner Rühmann-Premiere einen zweiten Aufguss, und zwar in Farbe. Neben Beilstein werden auch die Moselorte Bernkastel-Kues sowie Traben-Trarbach und Zell in Szene gesetzt. An der Handlung ändern sich - nichts.
Trotz prominenter Besetzung - u.a. Marianne Koch, Dieter Borsche, Hans Söhnker - kritisiert der film-dienst die Neuverfilmung schon im Jahr ihres Erscheinens: "Sie hat längst nicht alle Möglichkeiten liebevoller Ironie über kleinbürgerliche Enge und moralische Etikette ausgeschöpft." Cinema befand, die Posse erreiche nicht die Frivolität des Originals, sie sei genauso verklemmt wie ihre Protagonisten.

Bewertung:   6,2/10  IMDb

Der Schinderhannes (1958)

Während Napoleon in Europa wütet, etabliert sich im Hunsrück um den Räuber Schinderhannes (Curd Jürgens) eine Bande, die gegen die Willkür des Adels vorgeht, weil dieser die Rechte der Bauern mit Füßen tritt.
Wie einst Robin Hood überfällt der Räuberhauptmann die Reichen und Mächtigen. Das Geld verteilt er großzügig unter den armen Bauern. In Mainz trifft er auf die fahrende Sängerin Julchen, die sofort sein Herz erobert. Sie folgt ihm in sein Waldversteck und wird die Mutter seiner Kinder. Doch seine Liebe wird dem Schinderhannes zum Verhängnis.
Also schon damals - immer Ärger mit den Frauen, auch wenn sie von Maria Schell dargestellt werden! Regie führte übrigens Helmut Käutner.
Für besonders Flair im Film sorgen die Reste der alten Festungsmauern, Wehrgänge und Torbögen der oberhalb Beilsteins liegenden Burg Metternich.

Bewertung:   6,2/10  IMDb

Der wahre Jakob (1960)

Anton Struwe ist Bürgermeister aus dem fiktiven Weinstädtichen Plünderich an der Mosel (= Beilstein) und fährt zusammen mit Gemeindesekretär Böcklein zu einem Sittlichkeitskongress nach Köln. Die "Tugendwächter" nutzen die Gelegenheit, in der Großstadt "einen drauf zu machen". Sie landen im „Trocadero“ und machen sich dort an die Revuetänzerin Yvette heran.
Was keiner ahnt: Yvette ist die Tochter von Struwes Frau Mila aus erster Ehe, also seine Stieftochter. Die Verwicklungen nehmen ihren Lauf...

Die Komödie beruht beruht auf dem gleichnamigen Schwank von Arnold und Bach aus dem Jahr 1924, die bereits 1930 zum ersten Mal verfilmt worden war. Für Millowitsch ist es eine Paraderolle, in der er sein komisches Talent voll ausleben kann.

Bewertung:   6,7/10  IMDb

Vanity Fair (1998)

Vanity Fair - Jahrmarkt der Eitelkeiten ist eine Miniserie der BBC nach der literarischen Vorlage von William Makepeace Thackeray. Der Stoff ist extrem populär und wurde inzwischen mehr als ein halbes Dutzend mal fürs Kino verfilmt und viermal fürs Fernsehen.

Becky Sharp hat alles, was eine junge Frau braucht. Sie ist hübsch, intelligent und äußerst ehrgeizig. Nur an einem fehlt es ihr in der strengen Welt des vorviktorianischen Englands - an gesellschaftlichem Stand. Das kann eine geschickte Frau natürlich ändern: Erst versucht sie, sich durch die Hochzeit mit Rawdon Crawley Ansehen und Geld zu verschaffen.
Das hätte so schön werden können, aber der Göttergatte entpuppt sich als Versager auf der ganzen Linie. Er ist spielsüchtig und wird von seiner Familie enterbt.
Nun wagt Becky das ganz große Spiel: Intrigen und Verrat sollen ihr zum Glück verhelfen...
Kann das gut gehen? Im wahren Leben schon, in der Literatur praktisch nie.

Bewertung:   7,7/10  IMDb

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