S owjetunion, 1937. Evgenia Ginzburg lehrt Russische Literatur an der Universität von Kasan. Sie zählt zu den privilegierten Zirkeln, ist Parteimitglied und ihr Mann Pavel ein hochrangiger Funktionär. Plötzlich wird ein Kollege der Kollaboration mit konterrevolutionären Kräften bezichtigt, und schon bald landet auch Evgenia auf der Anklagebank. Das kann nur ein Irrtum sein!
Die feinsinnige Literatin ist überzeugte Sozialistin und die Kommunistische Partei in ihren Augen unfehlbar.
Doch nach nur sieben Minuten "Prozess" wird sie abgeurteilt – zu zehn Jahren Zwangsarbeit im sibirischen Gulag.

Gemeinsam mit anderen Leidensgefährtinnen, darunter die Mathematikprofessorin Greta und die naive Lena, die auch im Lager noch daran glaubt, Genosse Stalin wüsste von all dem nichts, muss sie bei Minus 45 Grad Waldarbeit leisten. Nur durch das Rezitieren ihrer geliebten Literatur bleibt Evgenia bei Verstand.
Doch mit der Nachricht vom Tod ihres Sohnes verliert sie jeglichen Lebensmut. Nach einem Selbstmordversuch lernt sie im Lazarett den russlanddeutschen Lagerarzt Anton Walter kennen, der ihr auf seine Art neue Hoffnung gibt.

Das Drehbuch basiert auf Ginsburgs Erinnerungen an das Leben im Gulag. Um nicht in den Verdacht zu geraten, die Gräuel der Arbeitslager aus ideologischen Gründen übertrieben darzustellen, hat Gorris für ihren Film Mitten im Sturm eine reale Geschichte gewählt und diese nur an einzelnen Stellen fiktional erweitert.

Dreharbeiten

Ulrich Tukur stiefelte nach der abgedrehten Einstellung über den matschigen Waldboden in Richtung Zelt, wo man sich an einem Heizgerät ein bisschen aufwärmen konnte.
Ein prima Fotomotiv: der bekannte Schauspieler abseits der Kameras. Doch da war Pressebetreuerin vor. „Bitte nicht mehr fotografieren“, kommandierte sie im Kasernenton, der gar nicht so schlecht zum Truppenübungsplatz Schavener Heide passte.

Die Szene, die die niederländische Regisseurin Marleen Gorris mehrfach wiederholen ließ, wird im Film nur eine Sequenz von wenigen Sekunden sein. Ulrich Tukur spielt darin einen deutsch-russischen Lagerarzt, der der Heldin des Films, der Dichterin Evgenia Ginzburg, näher kommt. Dass die beiden Figuren Gefühle füreinander haben, lässt sich aus dem Filmschnipsel, der in der Eifel gedreht wurde, unschwer ablesen.
Wesentlich anders als auf der Schavener Heide dürfte es seinerzeit in der Umgebung eines Gulags in Russland auch nicht ausgesehen haben. Dass sich auf dem weitläufigen Truppenübungsplatz noch Reste der jüngsten Schneefälle fanden, machte die Sache gleich noch ein bisschen authentischer.
Hieß es nicht lange Zeit, die Eifel sei "preußisch Sibirien"?

Filmkritik

• Mit Marleen Gorriss Film entstand eine bewegende, aber im Grunde brave und dürftige Nacherzählung mit zu viel understatement, deren größtes Verdienst es ist, dass sie viele Fragen aufwirft.
Birgit Roschy, epd-film

• Der inszenatorische Duktus der Regisseurin ist zurückhaltend, die Kamera-Arbeit ruhig und konzentriert, das Spiel von Emily Watson souverän. Sobald es aber darum geht, die Leiden der Inhaftierten im Gulag zu zeigen, fehlt Gorris ein klares visuelles Konzept.
Michael Smosarski, Filmstarts.de

• Der Film verdeutlicht überaus beeindruckend die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber der Willkür des stalinistischen Systems und ebenso die hier gezeigten Auswüchse menschlicher Demütigungen.
Spielfilm.de

Bewertung:   6,8/10  IMDb


*** Die Schavener Heide ***

liegt auf dem Gebiet der Stadt Mechernich zwischen den Ortsteilen Schaven, Satzvey, Katzvey und Firmenich.
Sie ist einerseits Naturschutzgebiet, gehört aber gleichzeitig auch zu einem Truppenübungsplatzgelände der Bundeswehr.
Die Schavener Heide wird geprägt durch ausgedehnte Heideflächen (Wer hätte das gedacht?), Eichen-, Birken- und Mischwälder aus unterschiedlichsten Laub- und Nadelhölzern.

Achtung: Der Bereich ist wochentags von 7.00-17.00 Uhr und manchmal auch an Wochenenden für Wanderer gesperrt.

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Dokudrama • Biografie

WB  2009


Regie: Marleen Gorris
Produktion: Tatfilm, uFilm, Degeto, u.a.
Darsteller: Emily Watson, Ulrich Tukur, Ian Hart, Ben Miller