Audioprojekt

Der Goldzug von Waldenburg in Mechernich

Redaktion eifelschau • 31. Oktober 2022


Mechernich – Der legendäre verschwundene Goldzug von Waldenburg mit Beutekunst und Raubgold der Nazis soll im Mechernicher Besucherbergwerk Grube Günnersdorf wieder aufgetaucht sein.
Zwar nicht wirklich, aber so wirklichkeitsnah von Pfarrer Dr. Michael Stöhr auf YouTube als literarisches „Audioprojekt“ (Hörbuch) in Szene gesetzt, dass drei Dutzend Neugierige zur Vorstellung seiner „Mockumetary“ ins Museum kamen.

Einstieg in die Grube Günnersdorf. (Foto Bergbaumuseum Mechernich)

Wahr ist an seiner romanhaften Erzählung eine ganze Menge, das Stöhr allerdings mit künstlerischer Freiheit so miteinander kombiniert und ineinander verschachtelt hat, dass der legendäre Goldzug „op Spandau“ gelandet sein könnte. Sogar die Gleisverbindung vom Bahnhof aufs Bergwerksgelände mit eigener Werkseisenbahn existierte bis 1957 in der Realität.

Finderlohn

Mechernichs Stadt-Kämmerer bekundete scherzhaft großes Interesse an dem Goldzug und seiner mindestens 15 Milliarden Euro wertvollen Ladung. Landespfarrer Andrew Schäfer von der Evangelischen Kirche im Rheinland, der zur Pressekonferenz und anschließenden Hörbuchpräsentation extra einen Spaten zum Ausgraben mitgebracht hatte, pochte ebenso zum Scherz auf dem gesetzlichen Finderlohn.

„Ich bin ein Pfarrer, der gerne erzählt und schreibt“, sagte Michael Stöhr, der unter anderem Seelsorger, promovierter evangelischer Theologe und Klinikpfarrer im Kreiskrankenhaus Mechernich ist, im Interview mit der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft.
Besonders interessiere ihn dabei der Spagat zwischen Glaubwürdigkeit und Fiktion: „Dem Thema Fake News liegt ja fast schon eine philosophische Fragestellung zugrunde“, sagte er dem Redakteur Thorsten Wirtz: „Was ist wahr – und was könnte alles möglich sein?“

In einem solchen Panzerzug sollen Gold und Beutekunst transportiert worden sein.

Tatsächlich gehört der „Goldzug von Waldenburg“ ins Reich der Legenden und Verschwörungstheorien und wurde auch im riesigen unterirdischen System seines angeblichen Ursprungsortes in Niederschlesien nie entdeckt.
Vermutlich deshalb, weil es ihn nicht gibt – wie das angeblich wiederaufgefundene Bernsteinzimmer aus dem Petersburger Zarenpalast, die angeblich im Studio gedrehte erste Mondlandung oder die nachweislich gefälschten Hitlertagebücher, so Andrew Schäfer, der auch Referent für Weltanschauungsfragen und Sektenbeauftragter seiner Landeskirche ist.

Vater Franz-Hubert wuchs in Waldenburg auf

Die Idee, dass ein unter Tage versteckter Goldzug am Bleiberg plötzlich wieder auftauchen könnte, kam Dr. Franz Michael Stöhr, so sein vollständiger Name, während der Flutkatastrophe im Sommer 2021, als sich im Bergschadensgebiet um Mechernich Löcher in die „Unterwelt“ auftaten. Seine Phantasie publizierte der Autor dann erstmals am 1. April 2022 mit Hilfe der Agentur „ProfiPress“ als Scherz in den Medien.
„Es gab mehrere Aspekte, darunter auch Teile meiner eigenen Familiengeschichte, die ich in diesem Text miteinander verknüpft habe“, erzählte Stöhr: „Mein Großvater Franz war Polizist in Waldenburg, mein Vater Franz-Hubert ist dort aufgewachsen.“ In Satzvey habe er einen alten Eisenbahnwaggon entdeckt, fotografiert, und in seine fiktive Geschichte mit hineingenommen – wie viele andere Details, Bilder und Personen, die wiederum – jedes für sich – stimmen.