A ls Markus Poschen beim Nordic-Walking buchstäblich über den schwerverletzten Lokalpolitiker Jean-Marie Caspers stolpert, ist es mit der Eifeler Beschaulichkeit vorbei.
Caspers ist einer der Protagonisten im erbittert geführten „Eifeler Schulstreit“, bei dem die etablierten Schulen der Nordeifel um die immer geringer werdende Anzahl von Schülern ringen.
Wurde Caspers von den Gegnern des neuen Schulprojekts attackiert, für das er sich im Gemeinderat stark macht?

Und da sind auch noch die Gerüchte über eine Beziehung zu einer Schülerin des Gymnasiums, an dem Caspers als Kunstlehrer arbeitet.
Die Polizei nimmt schon bald einen Schüler unter dringendem Tatverdacht fest, doch die Poschens forschen weiter - jeder in eine andere Richtung.
Unerwartet schlägt der Täter ein weiteres Mal zu - doch diesmal kostet es ein Menschenleben.

Rezensionen

• Gut und reizvoll ist das regionale Ambiente der Eifel-Gegend und ihrer offenbar etwas "merkwürdigen" Bewohner. Dadurch bewahrt sich das Buch einen gewissen Charme. Der doppelte Ich-Erzähler und damit verbundene ständige Perspektivenwechsel ist eine weitere gute, vielleicht die beste Idee des Buches.
Leider hat das Autorenpaar Wirtz diese jedoch zu wenig genutzt, da sowohl Erzählstil als auch Plot aus meiner Sicht zu bieder geraten.

Alexander N.

• Für einen "Einheimischen" schon deshalb nett zu lesen, weil es "vor Ort" spielt. Liest sich flüssig und bleibt spannend bis zum Ende.
B. Buss

• Alles in allem ein lesbares Buch. Der Liebhaber von Rätselkrimis kommt auf seine Kosten, aber er wird eben lange Strecken mehr mit Süßholzraspeln abgelenkt als mit spannender Parallelhandlung.
Detlef Knut

Bewertung:   3,9/5 Amazon

One Hit Wonder

- so nennt man in der Musikindustrie Interpreten, die lediglich einen Titel in der Hitparade platzieren konnten.
Irgendwie passt der Begriff gut auf das Ehepaar Rosa und Thorsten Wirtz. Die Beiden leben zusammen mit ihrem Sohn in einem 300 Jahre alten Fachwerkhaus in Nettersheim und sind 2012 für ihr Erstlingswerk, den Eifelkrimi "Die Kunst der letzten Stunde", mit dem Jacque-Berndorf-Förderpreis ausgezeichnet worden.
In der Folge wurden sie zu Lesungen eingeladen, gaben Zeitungs- und Radio-Interviews und versprachen eine Fortsetzung. Aber auf die warten die frühen Fans bis heute...

Eine jahrzehntelange Schreibblockade? Eher unwahrscheinlich, wenn man den beruflichen Hintergrund der Autoren kennt:
Für Thorsten Wirtz ist das Schreiben Broterwerb. Er stammt aus Mechernich-Vussem, arbeitete als Journalist für die „Kölnische Rundschau“, seit 1997 als Redakteur beim „Wochenspiegel“ in der Vulkaneifel und seit 2015 beim „Ahrtaler Wochenspiegel“. Für den Krimiwettbewerb hat er sich erstmals ans fiktive Schreiben herangewagt.
Seine drei Jahre jüngere Co-Autorin und Ehefrau Rosa ist in Euskirchen geboren. Neben zahlreichen Jobs, unter anderem im Sozialdienst und im Bioladen, sowie einer Ausbildung zur Heilpraktikerin hat sie ihre Berufung im Buchhandel gefunden. Nicht nur berufsbedingt ist sie eine Vielleserin und kommt im Jahr auf mindestens 50 Romane.

Wer Rosa Wirtz kennenlernen will, kann sie zu sich nach Hause einladen - nicht als Vorleserin, sondern als Yoga- und Meditationstrainerin.
Unter dem Motto "Mindfulness based Bodywork * Yoga * Meditation" bietet sie inzwischen Achtsamkeits-basierte Gruppen-und Einzelarbeit an sowie Workshops zu den Themen Körperarbeit, Yoga und Meditation.

*** Nettersheim ***

liegt im Deutsch-Belgischen Naturpark Nordeifel; gut 7.700 Einwohner verteilen sich auf ein knappes Dutzend Ortsteile der Gemeinde.
Bemerkenswert sind die vielen archäologischen Bodendenkmäler vor allem aus römischer Zeit, darunter römische Gutshöfe (villae rusticae), der Tempelbezirk „Görresburg“ mit einem Matronenheiligtum, eine Quellfassung der römischen Eifelwasserleitung, die nach Köln führte, und die Überreste der römischen Fernstraße Trier–Köln (via agrippa).
Die Ausgrabungen präsentiert Nettersheim seinen Besuchern in einem "Archäologischer Landschaftspark". Darüberhinaus wird das Thema Natur und Umwelt großgeschrieben:
Die Gemeinde wurde mehrfach als Bundeshauptstadt im Naturschutz und Bundeshauptstadt der Biodiversität ausgezeichnet, im Jahr 2018 sogar als „Deutschlands nachhaltigste Gemeinde“.

Ein besonderes Highlight ist das Naturzentrum Eifel. In verschiedenen Ausstellungsräumen wird die erdgeschichtliche, historische und ökologische Vielfalt der Natur- und Kulturlandschaft Eifel abgebildet.
Darüberhinaus wurde das "Holzkompetenzzentrum Rheinland" angesiedelt und 2014 die "Energieagentur Eifel". Die "Eifelhöhenklinik" im Ortsteil Marmagen brachte - bis zu ihrer Insolvenz 2020 - über 40 Jahre lang viele Besucher in die Region und wurde anschließend vom Kreis Euskirchen als Corona-Impfzentrum genutzt.

Bewertung:   4,4/5  Tripadvisor

Die große Flut

Drei tote Mitbürger und ein Gesamtschaden von rund 20 Millionen Euro - das ist die Bilanz für die Gemeinde Nettersheim nach der Eifelflut.
Aus harmlosen Bächen wie dem Genfbach, die in Nettersheim in die Urft mündet, wurden in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli reißende Gewässer, die auch vor Einrichtungen wie dem Naturzentrum, dem Literaturhaus oder der Biostation des Kreises Euskirchen nicht haltmachten.

Nettersheim besitzt seit dem Jahr 1870 einen eigenen Bahnhof an der Eifelstrecke Köln-Trier. Die Gleise wurden - genau wie im Ahrtal (s. Foto) - weitgehend unterspült und zerstört. Jetzt muss der öffentliche Nahverkehr auf mehrere Jahre mit einem "Schienenersatzverkehr" improvisieren.

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